Trug Dein Meinungsartikel vom 13. März noch den Titel “Corona: Krisen machen uns stärker”, sieht die Welt zwei Monate später ganz anders aus. Anläßlich eines vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichten Muttertagsvideo veröffentlichte die W&V einen Kommentar von Dir. Das Video sei “ein Propagandafilmchen aus den 1950ern”, kritisierst Du zurecht und vermisst die “Outtakes”, die “dramatischen Behind the Scenes-Situationen” und fragst, was sei mit “den Nervenzusammenbrüchen? Den Streits und Wutanfällen, der Hilflosigkeit? Den Eltern, die sich im Badezimmer zum Weinen einsperren, damit die Kinder nicht schon wieder zutiefst erschöpfte Bezugspersonen sehen?” Das Video zeige “wieder einmal, welche Prioritäten diese Regierung setzt. Anstatt flächendeckende politische Maßnahmen für Familien zu erarbeiten, stellt das Ministerium damit noch einmal zur Schau: Familien müssen selbst sehen, wie sie mit der Situation klar kommen sollen.” Sie fordern Unterstützung, ohne die ginge es nicht.
Am Beginn der Krise las sich das noch zuversichtlicher. In Hoffung auf den zurückkehrenden Alltag schriebst Du im März: “Und vielleicht wird das ein anderer sein, einer, in dem wir mehr auf einander hören, uns mehr umeinander kümmern, miteinander sprechen. Neue Wege beschreiten. Krisen machen stärker. Wenn wir es zulassen. Bleiben Sie zuversichtlich!” Trotz drohendem Burnout des Arztgattens, dessen frisch übernommene Praxis natürlich Dich als treu sorgende Ehefrau zur Vereinbarkeit von Home-Office und Home-Schooling treibt, war da keine Forderung nach finanzieller Hilfe seitens der Politik zu finden.
Tja. Chance vertan?
Feinste Grüße
Hendrik
Liebe BELINDA
Lieber Hendrik, fast hätte ich diesen Beitrag verpasst. Wie schade. Nun aber, da ich doch irgendwie darauf gestoßen bin, meine Antwort: Wie dir bei deiner Recherche sicherlich nicht entgangen ist, liegen zwischen den beiden Artikeln einige Wochen. Wochen, in denen sich viel getan hat, viel, das unmöglich vorherzusagen war, ganz einfach weil diese Situation eine neue war und ist. Wir wissen schlicht nicht, was kommen wird. Das zu allererst. Allein das schon rechtfertigt einen Sinneswandel, wie du es so
lapidar nennst. Den es aber faktisch nicht gibt. Denn: Es ist ganz einfach eine Frage von unterschiedlichen Ebenen. Die ich als Journalistin durchaus einnehmen kann. Noch immer glaube ich daran, dass Krisen stärker machen können und ZUGLEICH kann ich eine Aktion der Politik kritisieren, die genau diese Chance eben nicht nutzt. Dass du mich dabei persönlich angreifen möchtest und despektierlich als treu sorgende Ehefrau betitelst, schade. Tja, Chance auf einen angemessenen Austausch vertan, würde ich sagen.